Freitag, 16. Oktober 2015

Vorsicht, Jago sabotiert Ihre Pläne

Kennen sie dies? Sie planen ein Projekt oder starten eine Kooperation und sind frohen Mutes, dass alles gut geht. Sie haben eine positive Vision, die Ihnen die nötige Energie gibt und sind mit Zuversicht erfüllt. Insbesondere, wenn eine Gruppe von Leuten zusammenarbeitet, ist die Vision die bindende Kraft, die sie motiviert und zusamenhält. Im Idealfall ist ein spürbare Energie von Aufbruchstimmung und eine Harmonie da, die stärker ist als vorhandene Unterschiede in Detailfragen.

Dennoch passiert es häufig, dass Vorhaben und Projekte scheitern, aus oft unklaren Gründen nicht mehr weiterverfolgt werden, auf Sparflamme vor sich hindümpeln, Streitigkeiten unter den Partnern entstehen oder der Projektalltag von einem allgemein spürbaren Zynismus begleitet wird.

Die positive Vision wird von einem unvorhergesehenen Element sabotiert. Es beeinflusst, wir wir uns verhalten, die anderen Partner wahrnehmen, miteinander umgehen und unsere Projektarbeit verrichten. Irgendwie ist "der Wurm in dem Projekt", wir wissen nicht genau, woran es liegt. Die sabotierende Kraft ist unsichtbar.

Woran liegt das? Kennen Sie Shakespeares Stück Othello? Othello ist Feldherr in der Armee der Republik Venedig - ein nobler und gutherziger Soldat. Er hat die junge schöne Desdemona ohne das Wissen ihres Vaters geheiratet. Jago, ein gehässiger Fähnrich, hatte gehofft, von Othello zum Leutnant befürdert zu werden, was aber nicht geschieht. Nun sinnt er auf Rache, spielt die Leute gegeneinander aus und kreiert eine Atmosphäre von Misstrauen. Er flüstert Zweifel in Othellos Ohr und provoziert eine gewaltige Eifersucht in ihm. Das führt letztlich zu einer Tragödie.
Shakespares Stück hat eine psychologische Tiefe, die uns viel von subtilen Strategien über das Sähen von Misstrauen erzählt.

Im Grunde sind wir, wenn wir ein Projekt beginnen, alle Othellos. Wir sind offen und möchten das Beste im anderen sehen. Dann kommen die unsichtbaren Jagos.

Jago ist ein Archetyp des Bösen, er ist nicht sichtbar, aber quasi als schwarzes Loch vorhanden. Es flüstert uns von innen und durch andere Leute zu, er ist die Stimme einer kollektiven Konditionierung. Angst, Misstrauen, Missverständnisse, Besorgnis, Konkurrenzkampf und unbewusste Sabotage entstehen, wir stürzen uns in Aktivitäten und kommen doch nicht voran. Jago manifestiert sich als Konflikt und Versagen - oft zunächst in sehr subtiler Form, so dass wir es gar nicht wirklich merken, außer daran, dass uns die Freude an der Projektarbeit verlorengeht. Wir beginnen zu resignieren, entdecken die psychologische Sicherheit des Zynismus und geben schlimmstenfalls auf.

Jago durchdringt unsere Beziehungen, unsere Politik, unsere Kultur, unsere Wirtschaft. Wer inhaltlich an einem Projekt oder an einer Kooperation beteiligt ist, dem fällt es schwer, die Jago-Stimmen zu erkennen und es ist ihm fast unmöglich, sie offen anzusprechen.

Es ist Aufgabe eines allparteilichen Kooperationscoaches oder -beraters, solche Jago-Phänomene zu erkennen. Und es muss unterscheiden und vermitteln können, welche Jago-Stimmen auf echte Probleme und welche auf imaginierte Probleme bzw. Missverständnisse und Fehlannahmen hinweisen. Ständig mit überhaupt nicht existierenden Problemem zu kämpfen bringt eine einzelne Person an den Rande des Wahnsinns und ein Projekt zum Stillstand.
Der Kooperationsberater muss Fakten von Interpretationen unterscheiden können und dies in einer Atmosphäre von Akzeptanz den Beteiligten klarmachen. Er hat dann die Rolle eines Klärungshelfers und Energieauffrischers.